Sie engagieren sich seit 2015 im Flüchtlingsbereich. Welche gute Tat kann jede und jeder diesbezüglich heute vollbringen?
Es ist mehr als genug zu tun. Es gibt auch abseits des Flüchtlingsbereiches viele andere Baustellen. Die jetzige Regierung gibt uns Anlass genug, um zum Berufs-Protestierer zu werden. Wenn ich höre, man könne nichts machen, „das ist halt so“, werde ich wirklich zornig und laut. Damit mache ich mich auch unbeliebt. Darüber hinaus kann man auch kritisch bzw. bewusst einkaufen.
Welchen Unterschied macht es, ob ich einen EZA-Kaffee im Weltladen kaufe oder einen Fairtrade-Kaffee im Diskont-Supermarkt?
Die EZA hat sicher die strengeren Kriterien. Wenn es bei einem Produkt Ungereimtheiten gab, wurde es eingestellt. Als Geschäftsfrau tat mir das manchmal leid.
Der Unterschied ist zudem: Menschen, die in den Weltladen kommen, unterstützen ja die gesamte Arbeit und kaufen neben Kaffee vielleicht auch ein Geschenk. Und von einem verkauften Handwerk haben die Produzentinnen und Produzenten mehr.
Maria Szentpetery, 1946 geboren, lebt in Linz (Oberösterreich). Geprägt und politisiert wurde sie durch die Katholische Arbeiter- und Arbeiterinnenjugend (KAJ) und deren Aktionen für Vietnam. Sie war als Erzieherin tätig, bevor sie 1977 begann, den Weltladen in Linz mit aufzubauen. Unter Szentpeterys Leitung entwickelte sich der ursprüngliche Juteladen zu einem professionellen Fachgeschäft für Fairen Handel und zu einem Stützpunkt für entwicklungspolitische Aktionen. Szentpetery war Gründungsmitglied der ARGE (Dritte-)Welt-Läden und Mitglied im Bundesvorstand von Südwind. Für ihr langjähriges Engagement wird ihr im Mai von Südwind der Preis „Die Seglerin“ verliehen.
Wovon braucht die Welt mehr, um eine bessere zu werden?
Empathie. Der Mensch müsste mehr im Mittelpunkt stehen, nicht die Wirtschaft. Menschen, die nachdenken, die sich nichts gefallen lassen, kritische Wählerinnen und Wähler.
Was macht Ihnen Angst?
Die Dummheit, der Egoismus und die Borniertheit.
Worin ähneln sich die Menschen überall?
Jeder Mensch freut sich, ist traurig, wünscht sich ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Während meiner Reisen erfuhr ich aber auch, dass die Menschen Bildung wollen.
In welches Land wollten Sie schon immer reisen?
Ich bin viel gereist. Aber ich wollte immer nach Chile und habe es nie geschafft. Ich kenne einige chilenische Flüchtlinge, zu denen noch immer Kontakt besteht.
Was bedeutet für Sie Heimat?
Der Begriff Heimat wird heutzutage sehr strapaziert und missbraucht. Für mich ist Heimat dort, wo man wirkliche Freunde hat. Wenn damit die Staatsbürgerschaft gemeint ist, wäre ein europäischer Pass die bessere Lösung, oder gar ein Welt-Pass.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einen Kaffee trinken?
Mit Barbara Coudenhove-Kalergi. Bei ihr habe ich das Gefühl, da versteht mich jemand. Im Freundeskreis werde ich aufgrund meiner Art, nicht so lieb und nett zu sein, oft missverstanden.
Marina Wetzlmaier
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